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Workshops

Donnerstag, 14. Juli 2022
11.00 – 12.30 Uhr

Workshop 1

Workshop 1: Frühe Hilfen – Gynäkologie als wichtiger Netzwerkpartner
Leitung: Mechthild Paul (Köln), Ilona Renner (Köln), Sabine Haas (Wien)

In der Schwangerschaft und rund um die Geburt werden bereits die ersten Weichen für das gesunde Aufwachsen eines Kindes gestellt. In der Regel gelingt dies gut, aber es gibt auch Lebensbedingungen, die es für Schwangere und junge Eltern erschweren, diese Entwicklungsaufgabe positiv zu bewältigen. Dazu gehören zum Beispiel Armut, psychische Erkrankung, eigene traumatische Kindheitserfahrungen oder das Fehlen eines Unterstützungssystems. Daher bieten Frühe Hilfen in einem Netzwerk unterschiedlicher Fachkräfte sektorenübergreifend so früh wie möglich Unterstützung an. Um den (werdenden) Eltern einen möglichst frühzeitigen Zugang zu ermöglichen, kommt der Gynäkologie eine zentrale Rolle zu. Die Schwangerschaftsvorsorge in gynäkologischen Praxen und die Geburtskliniken sind die frühesten Zeitpunkte, um den Kontakt zum Unterstützungssystem einzuleiten.

Sowohl in Deutschland als auch in Österreich gibt es bereits ein gut ausgebautes Netzwerk Frühe Hilfen, das von den jeweiligen Nationalen Zentren Frühe Hilfen in den Ländern hier vorgestellt wird. Durch ihre Analysen und Begleitforschungen liegen Erkenntnisse vor, was sich Menschen wünschen, die in schwierigen Lebenskonstellationen leben und welches Netzwerk es braucht, ihren Kindern gute Startbedingungen zu ermöglichen.

 

Workshop 2

Psychische Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit – Schwerpunkte einer multimodalen Begleitung
Leitung: Andrea Hocke (Bonn), Patricia Trautmann-Villalba (Frankfurt am Main)

Die meisten psychischen Störungen beginnen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, also in einer Lebensphase, in der die Wahrscheinlichkeit Eltern zu werden hoch ist. Psychische Erkrankungen in Zusammenhang mit Schwangerschaft und Wochenbett sind häufig und können mit langfristigen Folgen sowohl bei den betroffenen Elternteilen als auch bei den Kindern verbunden sein.

Frauen, aber auch Männer, die psychisch erkrankt sind, setzen sich intensiv mit der Frage der Familienplanung und vor allem mit der Frage der Vereinbarkeit von Elternschaft und Erkrankung auseinander. Wissenschaftliche Studien und klinische Praxis bestätigen, dass mit adäquater Begleitung und ggf. Behandlung, die auch oft eine Pharmakotherapie beinhaltet, die psychische Stabilität gewährleistet werden kann. Eine glückliche und erfolgreiche Elternschaft kann dann gelingen. Durch die multimodale Begleitung werden so auch die Risiken für die Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung minimiert werden. In diesem Workshop werden die Schwerpunkte sowie die wichtigsten Bereiche dieser Art der Begleitung präsentiert und diskutiert.

 

16.00 – 17.30 Uhr

Workshop 3

Ererbte Wunden heilen – aber wie?
Leitung: Katharina Drexler (Köln)

Unbewältigte Traumata können in gravierendem Ausmaß auf die Folgegeneration übertragen werden, wie wir durch Untersuchungen an Kindern und Enkeln Kriegstraumatisierter, Holocaustüberlebender, Überlebender sexualisierter Gewalt und Geflüchteter wissen.

Katharina Drexler stellt einen von ihr entwickelten Behandlungsansatz vor, mit dem ererbte Wunden geheilt werden können.

 

Workshop 4

Sekundäre Traumatisierung von GeburtshelferInnen
Leitung: Barbara Maier

Geburtshilfe kann so wunderschön wie traumatisierend sein.

Trauma im Kreissaal wird bisher zumeist nur aus der Perspektive der traumatisierten Frau, ihres Kindes, ihres Partners gesehen (1st Victims), kaum aus der Betroffenheit von GeburtshelferInnen, die in traumatische Ereignisse involviert sind bzw. nicht selten auch für diese verantwortlich gemacht werden (2nd Victims), fast nie aus der Perspektive von GeburtshelferInnen, die sich vor Gericht zu verantworten haben und währenddessen weiterarbeiten müssen.

Es werden Betroffene zu Wort kommen. Außerdem werden die Ergebnisse der Umfragen bei GeburtshelferInnen, ÄrztInnen wie Hebammen, die über die dt und österr. Ges für Psychosomatik in Gynäkologie und Geburtshilfe durchgeführt worden sind, präsentiert und diskutiert.

Vor allem sollen auch individuelle wie systemische Herausforderungen, Personalmangel wie Ausbildungsdefizite thematisiert werden.

Der Workshop richtet sich an alle GeburtshelferInnen, ÄrztInnen wie Hebammen und versucht Hilfestellungen für Betroffene in der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse sowie Präventionsmöglichkeiten in ihrer Arbeit anzubieten.

Voraussetzungen: bringen Sie Ihre Erfahrungen mit und wenn Sie mögen, teilen Sie diese mit uns.

 

Freitag, 15. Juli 2022

09.00 – 10.30 Uhr

Workshop 5

Der Stehauf-Mensch – Resilienz in der Pandemie
Leitung: Bernadette Ruhwinkel (Zürich)

In Zeiten der Pandemie brauchen wir unsere Widerstandskräfte im körperlichen, wie im psychischen Bereich. Sie werden auf eine harte Probe gestellt.

Aus der Resilienz-Forschung wissen wir, dass unsere psychischen Widerstandskräfte trainierbar sind.  Jede(r), ob jung oder alt, kann seine Resilienz stärken, anhand der 8 Wirkfaktoren, die bereits in den Studien von Emmy Werner herausgearbeitet wurden.

In diesem Seminar erhalten Sie einen komprimierten Überblick über die 8 Faktoren und Anregungen, mit diesen zu arbeiten.

Durch den Austausch in der Gruppe werden wir das Gelernte mit eigenen Erfahrungen verknüpfen.

Mehr Informationen erhalten Sie unter www.resilienz-atelier.ch

 

Workshop 6

Emotionale und psychische Aspekte kommerzieller Leihmutterschaft aus Sicht der Leihmütter
Leitung: Veronika Siegl (Köln)

Ausgehend vom soziologischen Konzept der „emotionalen Arbeit“ (Arlie Hochschild) beleuchtet dieser Workshop, welche emotionalen und psychischen Herausforderungen sich für Leihmütter vor, während und nach einer Schwangerschaft für andere ergeben und wie sie mit diesen umgehen. Als Sozialanthropologin bringe ich diese Herausforderungen in Dialog mit dem jeweiligen sozialen und kulturellen Kontext, und den Normen, die dieser hervorbringt. Meine Ausführungen basieren v.a. auf ethnographischer Forschung in Moskau – in einem Kontext, also, in dem Leihmutterschaft moralisch stigmatisiert ist und oft im Geheimen stattfindet; in dem die meisten Frauen aus finanziellen Gründen ein Kind gegen Bezahlung austragen; die Leihmütter und Wunscheltern oft keinen oder nur sehr limitierten Kontakt haben; und Leihmutterschaft als ökonomisches Verhältnis organisiert ist. Vor diesem Hintergrund reflektiert die emotionale Arbeit von Leihmüttern ein strategisches Oszillieren zwischen einer Biologisierung und einer Kulturalisierung ihrer Körper und Emotionen.

 

16.00 – 17.30 Uhr

Workshop 7

Das Baby im Fokus: Psychologische Beratung rund um Kinderwunschbehandlungen unter Berücksichtigung der kindlichen Bedürfnisse
Leitung: Anita Weichberger (Wien)

Die moderne Reproduktionsmedizin bietet mit Gametenspende und Leihmutterschaft Möglichkeiten, die durch die Einbeziehung von Dritten (und Vierten, Fünften…) zur Entstehung besonderer Familienkonstellationen führen. Häufig fehlt es allerdings im medizinischen, aber auch im privaten Setting dazu die Sprache. Können, sollen diese Dritte (Vierte, Fünfte…) benannt werden? Können/ sollen sie in die Akt der Entstehung eines neuen Menschen sprachlich und psychisch integriert werden?

Tabus und Geheimnisse belasten innerfamiliäre Beziehungen und können tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung von Kinder haben.

In diesem Workshop widmen wir uns der Frage, wie es bereits vor der Zeugung Bedingungen geschaffen werden können, die es den zukünftigen Eltern ermöglichen, ein Narrativ zur Entstehungsgeschichte des Kindes zu entwickeln und  die besondere Art der Zeugung in die Familiengeschichte zu integrieren.

 

Workshop 8

Geburten. Transgenerationale Überlieferung, Lernprozess oder Schicksal?
Leitung: Katharina Leithner-Dziubas (Wien), Eva Thurner (Wien)

Im Hören von erlebten Geburtsgeschichten werden in uns professionellen Begleiterinnen eigene (un)bewusste Phantasien und selbst Erlebtes berührt und in unsere innere Welt eingeschrieben.

Ist alles Wiederholung oder welche „neuen“ Ängste in Zusammenhang mit Geburt bringt unsere Zeit hervor?

Anhand von Interviews zu Geburtserfahrungen von Großmüttern, ihren Töchtern und Enkelinnen wollen wir uns dem Thema annähern.

 

Samstag, 16. Juli 2022

09.00 – 10.30 Uhr

Workshop 9

Vulvodynie – ein Symptom unserer Zeit?
Leitung: Sophia Holthausen-Markou (Hannover), Markus Valk (Wesel)

In unserem Workshop wollen wir dieser Frage auf den Grund gehen und anhand unserer Kasuistiken Lösungs-und Therapieansätze vorstellen und mit Ihnen gern an ihren Fallvignetten arbeiten, Ihnen Anregungen und therapeutische Impulse geben.

So unterschiedlich Lokalisationen, lokalisiert (meist Klitoris, Vestibulum) oder generalisiert (ganze Vulva betreffend oder ausstrahlend bis zum After und den Oberschenkeln) sind, so unterschiedlich Schmerzauftreten und Beginn.

Zudem gibt es unterschiedliche Ursachen. Diesen wollen wir uns widmen, da wir in ihnen den Schlüsssel zu jeweil adäquater und indizierter Behandlung sehen. Aus psychodynamischer Sicht sind Konflikte zwischen (hohen) Leistungsansprüchen, gesteigertem Pflichtgefühl und Schuldgefühlen – mit verschiedensten Facetten und unterschiedlichsten Ursprungs – und unerfüllter schmerzlicher Sehnsucht, den (phantasierten) Partner zu berühren und sexuelle Erfüllung zu finden, Kern des Symptoms.

Während beim Vaginismus Angst vor Kontrollverlust, vor Schmerz und Entgrenzung beim Geschechtsverkehr zentral sind, stehen bei der Vulvodynie unerfüllte Sehnsucht nach Intimität, Schmerz und Wunsch nach Bindung und Beziehung im Mittelpunkt.

Nicht schwer zu verstehen, dass es um weit mehr geht als um Sexualität. Gerade in Zeiten der pandemiebedingten gebotenen Distanzwahrung werden oben beschriebene Konflikte genährt.

Es geht uns darum, das Krankheitsbild besser zu erkennen und zu verstehen, den Schwerpunkt der Therapie in einem multimodalen Bild zu erarbeiten und ein Behandlungsraster für Klinik und Praxis zu präsentieren.

 

 

Workshop 10

Film- und Psychoanalyse: Thelma and Louise (US 1991)
Leitung: Vivian Pramataroff-Hamburger  (München)

Thelma and Louise (US 1991). R: Ridley Scott, B: Callie Khouri, M: Hans Zimmer; D: Susan Sarandon, Geena Davis, Harvey Keitel, Brad Pitt

Zwei Freundinnen fahren im Thunderbird zum Angeln. Als ein Mann versucht, Thelma  (Geena Davis) zu vergewaltigen, erschießt Louise (Susan Sarandon) ihn und beide fliehen Richtung Mexiko. Auf der Flucht werden sie ausgeraubt, überfallen einen Laden, nach ihnen wird gefahndet. Der Schluss ist bekannt: Zwei glorreiche Halunkinnen fliegen über den Grand Canyon.

Ein Durchbruch war Thelma and Louise allemal. Zum ersten Mal waren zwei Frauen auf einem Roadtrip, ohne sich gleich wieder an Männer zu binden; zum ersten Mal waren sie die lustvollen Outlaws, während die Männer, auf Nebenrollen verwiesen, das statische Element vertreten; und zum ersten Mal hinterfragte ein Publikumsfilm mit seinen kräftig gezeichneten Buddy-Charakteren die von der feministischen Filmkritik schon längst kritisierten Rollenstereotype. Auch im Elfenbeinturm der Psychoanalyse war der Film ein Durchbruch: Plötzlich waren Filme zur weiblichen Entwicklung Mainstream-Thema.

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